Regenbogen

Das Geheimins des Regenbogens

Das Geheimnis des Regenbogens

Gestern habe ich einen Regenbogen gesehen und wieder neu daran gedacht, welche geniale Verheißung er enthält. Der Regenbogen ist nichts weniger als eine bedingungslose, unwiderrufbare und geschenkte Friedensverheißung Gottes für uns Menschen. Also schauen wir genauer hin.

Gott verpflichtet sich einseitig, damit du leben kannst

Der Regenbogen ist in der Bibel Symbol eines Bundes. Bündnisse wurden zur Zeit des Alten Testaments in verschiedenen Kulturen mit einem Zeichen versehen, das symbolisch und stellvertretend für den Bund stand. So wie heute der Ehering für den Ehebund steht.

Gott macht nach der Sintflut einen Bund mit der Schöpfung: Er wird die Erde nicht mehr durch eine Flut vernichten, sondern eine lange Zeit bestehen lassen. Diese Zusage ist im altvorderen Orient ein „Schenkungsbund“. Das bedeutet, das Gott sich einseitig verpflichtet. Es gibt keine Bedingungen für den Menschen.

Und ich, siehe ich richte meinen Bund mit euch auf und mit euren Nachkommen nach euch und mit jedem lebenden Wesen, das bei euch ist …, dass nie mehr alles Fleisch ausgerottet werden soll durch das Wasser der Flut.“ (1. Mose 9,10-11)

Eigentlich genial: Diese Verheißung ist der Grund, weshalb ich heute lebe! Denn wenn Gott sie nicht gegeben hätte, dann würde diese Erde wohl schon längst in einer zweiten Sintflut untergegangen sein. Und diese Verheißung gilt auch mir: Gott hat diesen Bund mit „jedem lebendigen Wesen“ geschlossen – und dazu gehöre auch ich. Und du auch! Und zwar unabhängig davon, wer du bist, was du glaubst, wie du heißt oder wie toll und schön du bist.

Ein Zeichen des Friedens

Der Regenbogen als Zeichen und Symbol stellvertretend für diesen Bund. So sagt es Gott, doch die Worte sind merkwürdig:

Meinen Bogen setze ich in die Wolken, und er sei das Zeichen des Bundes zwischen mir und der Erde. (1. Mose 9,13)

Was hier steht, ist mir erst vor ein paar Jahren aufgegangen, als ich den Vers einmal auf Hebräisch gelesen habe. Er stand in einem Andachtsbuch als einzelner Vers und ich habe nicht auf den biblischen Kontext geachtet. Als ich ihn gelesen habe, dachte ich: Hier geht es um einen Krieg. Denn im Hebräischen gibt es kein Wort für „Regenbogen“. Es gibt nur ein Wort für „Bogen“, das normalerweise den Kriegsbogen bezeichnet. Wenn da steht „Meinen Bogen setze ich …“ dann klingt das so, als würde ein Krieger seinen Kriegsbogen nehmen und irgendwo hinstellen. Und genau das ist auch gemeint: Gott nimmt seinen Kriegsbogen, mit dem er (symbolisch!) zum Krieg auszieht und Menschen, die sich gegen ihn stellen, in der Sintflut vernichtet hat. Aber er nimmt ihn nicht, um ihn noch einmal zu benutzen, sondern er stellt ihn weg. In die Wolken! Das ist symbolische Sprache, die sagen will: Gott stellt das Kriegsgerät weg. Er macht Frieden. Von sich aus. Einseitig. Mit der ganzen Welt. Er will die Welt nicht noch einmal komplett durch eine Flut vernichten, sondern das Leben möglich machen.

Ein Problem

Doch es kommt noch krasser. Nicht nur setzt Gott seinen Kriegsbogen weg, sondern er setzt ihn auf eine ganz bestimmte Art in die Wolken.

Ist dir schon mal aufgefallen, wie der Kriegsbogen Gottes in den Wolken platziert ist? Schießt er nach unten auf die Erde? Nein, dann gäbe es ja keinen Frieden für die Menschen. Schießt er nach links oder rechts? Nein.

Er schießt nach oben. Nach OBEN!

Regenbogen über einem Felsen

Was soll denn das heißen? Will Gott sich selbst abschießen? Kann er nur der Welt nur Frieden anbieten, indem er selbst leidet? Will Gott etwa selbst den Pfeil abkriegen, damit er die Welt verschonen kann? Fragen über Fragen… Für die Menschen im Alten Testament muss das sehr rätselhaft gewesen sein. Und wo wir gerade bei Problemen sind, es gibt noch eins.

Noch ein Problem

Gott verspricht nicht nur, die Erde nicht mehr durch eine Flut zu vernichten, sondern auch, die Erde für eine längere Zeit überhaupt nicht mehr zu vernichten! Denn anders kann man das Versprechen, dass nun eine ungestörte Zeit von „Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Mose 8,22) kommt, nicht verstehen. Das führt allerdings zu einem unlösbaren Problem: Wie kann Gott auf einmal so gnädig sein, und der Welt Frieden zusagen? Stört ihn plötzlich nicht mehr, wenn Menschen sich gegen ihn stellen? Was ist denn mit dem Grund für die Sintflut geworden – hat Gott nicht deshalb die Menschen vernichtet, weil „die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag“ (1. Mose 6,5)? Und hat sich das durch die Sintflut gebessert?

Nein. Und das weiß Gott auch. In 1. Mose 8,21 sagt er, dass auch nach der Sintflut „das Sinnen des menschlichen Herzens böse von seiner Jugend an“ ist. Der Mensch hat sich also nicht geändert. Also nochmal: Warum kann Gott dann zusagen, die Erde nun eine lange Zeit ohne Gericht bestehen zu lassen (1. Mose 9,21-22)? Und auch, ohne dass sich der Mensch ändert –schließlich enthält der Bund ja keine Bedingung für den Menschen! Es ist nicht so, dass Gott nun seine Maßstäbe einfach ein bisschen runter gesetzt hätte und das Problem mit dem bösen Herzen des Menschen plötzlich nicht mehr so genau nimmt. Er nimmt das böse Herz immer noch ernst, aber er schaut bereits voraus auf eine andere Lösung. Das kann eigentlich nur gehen, wenn Gott die Strafe irgendwie vom Menschen wegschiebt.

Nicht aufgehoben, sondern aufgeschoben

Schon klar: Gott verheißt nicht, dass er die Erde nie mehr auf eine andere Art als durch eine Flut richtet. Im Gegenteil, die Bibel spricht häufig von einem globalen Gericht Gottes, das noch aussteht. Dieses Gericht wird durch den Bund in 1.Mose 9 zwar nicht aufgehoben, sondern aufgeschoben. Gott gibt sozusagen eine Zeit geschenkter Gnade. Das Leben auf der Erde ist seitdem ein Geschenk.

Aber das Problem bleibt: Wieso kann Gott das Gericht plötzlich aufschieben? Und wohin ist die Strafe denn verschoben?

Eine mysteriöse Gestalt

Schaut man noch ein bisschen weiter im Alten Testament, stößt man auf eine interessante Stelle im Propheten Hesekiel. Dort sieht man eine ungeheuerliche und faszinierend herrliche Vision Gottes (Hesekiel 1). Es fehlt hier der Platz, darauf näher einzugehen, aber die Symbolik ist eindeutig: Auf einem himmlischen Thronwagen, wie ihn große Herrscher haben, und auf den Wolken des Himmels, die sonst im altvorderen Orient eindeutige Zeichen einer Gottheit sind und niemals, ja wirklich niemals in Kombination mit Menschen erscheinen, erblickt Hesekiel ihn: Gott selbst – in Gestalt eines Menschen (Hesekiel 1,26-28)! Wow. Diese Vision konnte einen gläubigen Israeliten wahrhaft verstören. Der herrliche Gott in Menschengestalt? War das nicht blasphemisch? Nein, nicht blasphemisch, aber atemberaubend. Gott selbst assoziiert sich so eng mit Menschen, dass er als Mensch erscheint. Gott nimmt die Stelle des Menschen ein. Und genau hier kommt er wieder: Der Regenbogen.

Regenbogen bricht durch die Wolken

Um die herrliche Gestalt Gottes, der als Mensch erscheint, ist nämlich der Regenbogen zu sehen:

Wie das Aussehen des Bogens, der am Regentag in der Wolke ist, so war das Aussehen des Glanzes ringsum. Das war das Aussehen des Abbildes der Herrlichkeit Jahwes. (Hesekiel 1,28)

Hier wird extra dazugesagt, dass es der „Bogen am Regentag“ ist, damit man versteht, dass man hier nicht an einen Kriegsbogen denken soll. Die Symbolik des Regenbogens wird also weitergeführt: Hier erscheint Gott in Menschengestalt als Friedensbringer. Der Friede, den Gott der Welt anbietet, wird hier sozusagen personifiziert: Er wird in der Person dieses Menschen, der gleichzeitig Gott ist, Realität.

Einfach genial

Fassen wir zusammen: Der Regenbogen ist das Zeichen für Gottes Friedensangebot. Es wirkt, als würde Gott selbst den Pfeil abbekommen, damit dieser Friede Realität wird. Gott scheint die Strafe für die Bosheit der Menschen zu verschieben – und zwar offenbar auf sich selbst in Menschengestalt. Gott als Mensch tritt an die Stelle der Menschen und macht Frieden möglich. Jetzt klingelts aber gewaltig, oder? Also auf zu Lösung des Rätsels: Die gibt es im Neuen Testament.

Das Kreuz und der Regenbogen

In Römer 3,25-26 formuliert Paulus einen äußerst faszinierenden Gedanken. Er sagt, dass Gott durch eine Aufhebung des Gericht (wie die Sintflut) eigentlich ungerecht handelt – denn wenn es nach Gerechtigkeit ginge, müsste er ja die Welt schon bald nach der ersten Sintflut wieder vernichten. Deshalb muss Gott selbst den Beweis bringen, dass ihn das „Hingehenlassen der Sünde“ (Römer 3,25) trotzdem nicht ungerecht macht. Und diesen Beweis bringt er: Er richtet das Böse, indem Jesus das Gericht trägt (Römer 3,25-26). Mit anderen Worten: Gott richtet das Böse immer noch, aber nicht am Menschen, sondern an seinem Sohn, wenn man das im Glauben annimmt. Die Strafe ist nicht aufgehoben, sondern aufgeschoben. Sie ist für den, der das im Glauben annimmt, auf Jesus geschoben (Römer 3,26).

Will Gott sich etwa selbst abschießen? Kann er nur Frieden mit der Welt machen, indem erst selbst die Strafe trägt? Ja. Genau das. Gott lässt seinen Sohn – der selbst Gott ist – sterben, damit die Welt leben kann. Ein Hammer ist das. Er bekommt den Pfeil ab. Er ist der Gottmensch aus Hesekiel 1,26-28. Er ist der Friedensbringer in Person, sozusagen der Inbegriff des Regenbogens.

Das heißt nichts weniger, als dass das Kreuz die Grundlage für den Regenbogen ist! Ohne Kreuz hätte Gott keinen Friedensbund mit der Welt machen können. Und nur weil Gott das Kreuz schon im Voraus gesehen hat, musste er die Welt nicht noch einmal richten (obwohl er es hätte tun können)!

Der Regenbogen und du

Wenn du das nächste Mal einen Regenbogen siehst, dann will dich Gott genau daran erinnern: Er bietet dir ein bedingungsloses Friedensangebot. Er hat dir damit das Leben auf dieser Erde überhaupt ermöglicht. Er schenkt bietet dir außerdem Vergebung für alles Böse in deinem Leben an. Hier muss völlig klar sein: Das Kreuz hat hier Auswirkungen für jeden Menschen, weil es das Leben ohne sofortiges Gericht ermöglicht. Ohne das Kreuz hätte keiner von uns überhaupt geboren werden können. Aber das Kreuz vergibt nicht automatisch die Sünden, sondern nur, wenn wir die Vergebung durch Jesus bewusst in Anspruch nehmen und unser Gericht auf ihn schieben lassen. Ich habe das in Anspruch genommen. Wenn du es auch getan hast, dann ist der Regenbogen ein Zeichen des Friedens für dich. Wenn du ihn das nächste Mal siehst, dann schau ihn dir an: Gottes Kriegsbogen ist weg, er ist in den Wolken. Und er zeigt nach oben. Er sagt dir Frieden zu, den Jesus in Person gebracht hat: Ohne dein Zutun. Ohne Mithilfe von dir. Lange vor deiner Geburt. Bedingungslos zugesagt. In der Schöpfung fest integriert. Und immer wieder neu sichtbar. Alles, was ich getan habe, war das Friedensangebot anzunehmen.

Solange es diese Welt gibt, gibt es den Regenbogen. Wenn du ihn das nächste Mal siehst, sag einfach staunend Danke.

Benjamin Lange
Benjamin Lange
Dr. Dr. Benjamin Lange hat Musik, Mathematik und Theologie studiert und in Mathematik und Theologie promoviert. Er arbeitet als Bibellehrer in Gemeinden und verschiedenen Bibelschulen. Außerdem ist er als Buchautor und in der Elberfelder Bibelkommission aktiv.

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